Klosterkirche St. Katharina Rietberg

Die Gründung des Franziskanerklosters hängt eng mit der Rekatholisierung der Grafschaft Rietberg zusammen.

Klosterkirche St. Katharina Rietberg

Die Gründung des Franziskanerklosters hängt eng mit der Rekatholisierung der Grafschaft Rietberg zusammen. Graf Johannes der III von Rietberg und Ostfriesland, als Enkel des schwedischen Königs Gustav Wasa streng protestantisch erzogen, heiratete mit päpstlicher Dispens seine zum katholischen Glauben konvertierte Nichte, die Gräfin Sabina Katharina von Rietberg und Ostfriesland. Sozusagen als „Gegenleistung“ für die päpstliche Dispens versprach Johann III die Rekatholisierung seiner Grafschaft. So kam es 1618 zur Gründung des Franziskanerklosters. Die Klosterkirche steht unter dem Patronat der Hl. Katharina, der Namenspatronin der Gräfin Sabina Katharina und ihrer Patin, der schwedischen Königin Katharina. Anbei sei erwähnt, das Graf Johannes der III über einschlägige „Erfahrungen“ bzgl. der Rekatholisierung schon hatte: 1604 rief der Bischof von Paderborn Graf Johann III gegen die aufständischen protestantischen Bürger von Paderborn zu Hilfe. Graf Johannes der III „rekatholisierte“ die Paderborner erfolgreich mit einer Truppe von 3000 Mann.

360°-Panoramablick in unsere Klosterkirche

Unser Rundgang beginnt ganz im Osten der Kirche, am Hochaltar:

 

1. Der steinerne Hochaltar wurde 1629 in Auftrag gegeben und weist in Aufbau und Gliederung Formen der Spätrenaissance auf. Im Hauptbild zeigt er die Kreuzigung Jesu, flankiert vom hl. Evangelisten Johannes (links) und von der hl. Katharina von Alexandrien (rechts), den Patronen der Klostergründer Graf Johann III. von Ostfriesland und Rietberg und seiner Gemahlin Gräfin Sabina Catharina. Darüber zeigt der Altar eine Auferstehungsszene, begleitet von zwei Franziskaner-Ordensheiligen, Bonaventura (links) und Ludwig von Toulouse (rechts). Darüber steht das Wappen des Stifterpaares, überhöht von Christus als Salvator (=Erlöser, mit Weltkugel).

2. Das Chorgestühl aus Eichenholz von 1729/30 mit seinen Ornamentverziehrungen und dem Lesepult gilt als Meisterstück westfälischer Schnitzkunst. Auf dem Gestühl stehen die um 1700 entstandenen Steinfiguren der Ordensgründer der Franziskaner, Franz von Assisi (links) und die seinem Beispiel folgende Gründerin der Klarissen, Klara von Assisi (rechts).

3. Die Eingangsglocke am Zugang zur Sakristei ist eine historische Glocke aus dem Turm der Pfarrkirche St. Anna in Bokel. Laut Inschrift hatte sie das Grafenpaar Maximilian Ulrich und Maria Ernestine Franziska 1732 „umgießen“ lassen.

4. Der Zelebrationsaltar mit seinen wertvoll geschnitzten Füllungen ist aus Teilen der alten Kommunionbänke entstanden.

5. Der linke Seitenaltar ist gemeinsam mit jenem auf der rechten Seite aus Stein 1635 entstanden. Dieser Altar zeigt eine Weihnachtsdarstellung, die von den heiligen Märtyrerinnen Agnes (links, mit Lamm) und Lucia (rechts, mit Schwert) flankiert wird.

6. Der rechte Seitenaltar, ein Ordensaltar der Franziskaner, zeigt die Stigmatisierung (=Empfang der Wundmale Christi) des hl. Franziskus auf dem Berg La Verna (Toskana) im Jahre 1224. Die Szene wird begleitet von den Ordensheiligen Johannes von Kapistran (links) und Bernhardin von Siena (rechts).

Betrachtet man die drei Altäre gemeinsam, zeigt sich, wenn man die Sprache der Altäre zu entschlüsseln vermag, ein symbolischer Dreiklang von der Beziehung des Menschen zu Gott. Im Zentrum des linken Seitenaltars stehen, wenn man es genau nimmt, nicht Christus oder Maria, sondern die Menschen, die zur Krippe strömen. Das ist ein Zeichen dafür, dass die Menschen erlösungsbedürftig sind. Die Kreuzigung, im Mittelpunkt des Hochaltars, steht dafür, dass Christus geboren wurde, um für unsere Erlösung zu sterben. Der rechte Seitenaltar schließlich zeigt, dass der Mensch berufen ist Christus ähnlich zu werden.

7. Die Orgel, 1747 erworben, ist wahrscheinlich ein Werk des Orgelbauers Adolph Cappelmann und des Bildhauers Laurenz Henke. 1850 wurde sie von der Firma Speith umgebaut, 1927 modernisiert. 1935 wurde die Orgel bei einem Brand durch Löschwasser stark in Mitleidenschaft gezogen, 1990/91 restauriert. Das Instrument verfügt über 29 Register auf 2 Manualen und einem von unten nicht sichtbaren hinterständigen Pedalwerk.

8. Die Kanzel von 1698 stammt aus der Zeit des Hochbarock. Die vier Evangelisten sind vermutlich im 19. Jahrhundert hinzugefügt worden. Hoch über dem Schalldeckel steht der Ordensgründer Franz von Assisi.

9. Die Beichtstühle zeigen sehr feingliedrige asymmetrische Formen des Rokoko aus der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts. Auf ihnen sind biblische Büßer dargestellt (vom Chorraum aus gesehen, rechts: Maria Magdalena, das Gleichnis vom Pharisäer und sündigen Zöllner, König David; links: Petrus, sowie der verlorene Sohn).

10. Der Kreuzweg aus dem Beginn des 20. Jahrhunderts (Öl auf Leinwand) zeigt die klassischen 14 Stationen. Er beginnt mit der ersten Station am Kanzelaufgang und verläuft im Uhrzeigersinn bis zur gegenüberliegenden vierzehnten Station.

11. Zur Marienkapelle umgebaut wurde 1967 ein Raum neben der Orgelempore, der 1929 aus einem früheren Pfortenraum und einem Beichtzimmer entstand.

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